Linie - Fläche

 Judith Funke: Malerische Abstraktionen in Linie und Form
 

„Quito I, II und III“ heißen die 170 x 180 cm messenden Großformate, die uns die Solinger Künstlerin Judith Funke in Tempera auf Leinwand präsentiert.

Manchmal stellen sich trotz aller Abstraktheit ad hoc figurative Assoziationen ein, wie z.B. Umrisse von Stühlen, Tischen, Leinwänden, Staffeleien, Stoffen und ähnlichem mehr. Doch obwohl die Meisterschülerin der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen auch diplomierte Innenarchitektin ist, scheint die Darstellung solcher Objekte eher konzeptionell zweitrangig.

Quito ist der Name der Hauptstadt Ecuadors, die 20 km südlich des Äquators auf 2850 Metern Höhe in den Anden liegt. Dort verbrachte die Künstlerin vor einigen Jahren im Rahmen einer längeren Reise durch Südamerika 2 Wochen und ließ das quirlige, bunte Treiben der südamerikanischen Hauptstadt auf ihr künstlerisches Schaffen Einfluss nehmen.

Die ungegenständliche Malerei Judith Funkes lebt von sehr differenziert gestalteten Linien und Farbflächen, die ganz betont einzelne Bildpassagen strahlend hervorheben, andere wiederum hinter transparenten Farbschichten zurücktreten lassen.

So auch bei Exponaten aus der Serie „cut across“.

Die durch geometrisch anmutende Muster strukturierten und in ihrer Farbtonalität rhythmisierten Bildräume sind für das Auge des Betrachters erst nach längerem Hinschauen in ihrer Gesamtheit zu erfassen.

Hell–Dunkel–Kontraste in leuchtenden Farben, teils sogar Neonfarben, eröffnen dem Rezipienten vielfältige Schichten eines Davor und Dahinters, eines sich Kreuzens zahlreicher Flächen und Linien.

Die Intention der Künstlerin entwickelt sich in einem konstruierten Bildraum, der über mehrere Schaffensstadien hinweg ihr künstlerisches Anliegen in Werken voller Ästhetik sowie kontrastreicher, farbiger Leuchtkraft vermittelt.

Dabei ist die künstlerisch zu erforschende Bedeutung der Fläche und der Linie gedanklich omnipräsent.

Judith Funke gewährt ihren lebhaften Farben im Bildraum freie Korrespondenz und verortet das Verhältnis von linearer Begrenztheit zur formlosen, flächigen Ausdehnung.

 

©Anke Schmich, 2015